01. April 2010: Aprilscherze

"Guten Morgen."
- "Guten Morgen."
"Kaffee. Bitte."

Jonas streut sich etwas Zucker auf die Fingerspitze und leckt prüfend daran.

- "Was machst du denn da? Du saust die ganze Theke ein."
"Ich kontrolliere nur, ob im Glas auch wirklich Zucker ist."
- "Was sollte sonst im Glas sein?"
"Salz."
- "Und warum bitte sollte ich Salz in ein Glas füllen, auf dem klar und deutlich Zucker geschrieben steht?"
"Na, heute ist doch der erste April..."

Der King schüttelt den Kopf, schiebt Jonas den Becher Kaffee und zwei kleine Päckchen Kondensmilch hin und wischt den Tresen ab.

- "Du hast ja heute gar keine Zeitung dabei."
"Natürlich nicht. Heute ist der erste April. Sämtliche Medien, ob Website, Fernsehen, Radio oder Zeitung, sind heute darauf aus, einen hereinzulegen. Unter diesen Umständen habe ich keine Lust zu lesen."
- "Okay... und was gibt es so Neues?"
"Woher soll ich das wissen, wenn ich keine Zeitung lesen kann..."
- "Ich meinte eher, bei dir so."
"Ach, bei mir. Was soll bei mir schon sein. Gestern war Mittwoch und die Welt in Ordnung, heute ist Donnerstag und ich muss aufpassen, dass mir keiner den Tag versaut."
- "Versaust du ihn dir mit deiner Paranoia nicht selsbt?"

*

"Den Aprilscherz gibt es schon seit dem frühen 17. Jahrhundert, den Begriff aber erst seit dem späten 19. Jahrhundert. Früher sagte man: In den April schicken."
- "Das sagt man heute auch noch."
"Bereits in der Antike galt der erste April, ähnlich wie Freitag der 13., als Unglückstag. Angeblich ist an diesem Tag Luzifer in die Hölle eingezogen."

Der King schenkt sich einen Kaffee ein.

"Den ersten Aprilscherz soll Maria von Medici ihrem Ehemann Heinrich IV., König von Frankreich, gespielt haben. Heinrich hatte Affären mit sehr jungen Frauen und an einem 1. April bat ein sechzehnjähriges Mädchen Heinrich schriftlich um ein heimliches Rendezvous in einem seiner Schlösser. Als Heinrich zu dem Rendezvous erschienen ist, hat ihn der versammelte Hofstaat begrüßt. Und natürlich auch seine Gemahlin, die ihm dann wohl grinsend gedankt hat, dass er zu ihrem Narrenball gekommen sei."
- "Ich frag mich ja, ob der das so lustig fand. Ich stell mir Könige immer so grummlig vor. Und dann auch noch vor dem ganzen Hofstaat..."
"Und dann gibt es noch den Aprilscherz, der immer wieder funktioniert. Fast jedes Jahr warnen einzelne Zeitungen oder Sender vor einem Umweltgift namens Dihydrogen-Monoxid, welches Hauptbestandteil des sauren Regens sei und beim Einatmen tödlich wirke. Den finde sogar ich gut, weil er die Dummheit der Leute ausnutzt.

Der Italiener, welcher sich mittlerweile dazu gesetzt hat, und der King schmunzeln.

*

- "Und, hast du heute noch was vor?"
"Bei dem Streichewahn da draußen wirst du mich so schnell nicht los. Ich werd mich wohl hier in die Ecke verkriechen und Billard spielen. Um 20 Uhr geh ich zum Gottesdienst. Du weißt schon, heute gedenken sie des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen