26. Juli 2010: Bei Regen verändert sich die Stadt zum Guten und zum Schlechten

Jonas: "Bei diesem Regen bin ich abends immer froh wieder daheim zu sein."
King: "Tatsächlich? Gerade von dir habe ich erwartet, dass du bei jedem Wetter draußen umherstreunst. Dass du dich von ein bisschen Wasser nicht aufhalten lässt."
Jonas: "Es geht nicht um die Nässe. Es geht um die Regenschirme. Überall sind Regenschirme aufgespannt. Draußen schützt man sich unter ihnen, in den Cafés und Treppenhäusern liegen sie zum Trocknen, in jedem Geschäftseingang winken sie einem zu, während die Menschen versuchen sie trocken zu schütteln. Bei solch andauerndem Regen wird jeder Garten zerstört, aber es erblüht ein Urwald aus Regenschirmen. Regenschirme sind eine scheußliche Erfindung. Fast so schlimm wie Sonnenschirme. Sonnenschirme sind eine Perversion."

Jonas nippt an seinem Kaffee.

Jonas: "Schön hingegen sehen bei diesem Regen die Straßen aus. Häufig sieht man eine Zeitungsseite, die ganz akkurat auf den Gehweg gefallen ist, als hätte sie jemand dort abgelegt. Es wurde solang auf ihr herumgetrampelt, dass sie nahezu eins geworden ist mit den Pflastersteinen und die Überschriften kann man sogar noch lesen. Als hätte man die Straße mit diesen Abziehtattoos verziert, die wir uns als Kinder auf den Arm geklebt haben. Die Mädchen hatten Delphine, die Jungs Piraten. Und die Straße hat die doppelseitige Volkswagenanzeige aus der Tageszeitung."

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